Scherer, Michael, Prof. Dr.-Ing. habil., Bochum, Ruhr-Universität Bochum
Auf den Gebieten Architektur, Denkmalpflege und Archäologie erfüllt das Vermessungswesen unterschiedliche Funktionen: Primäre Aufgabe ist die Erfassung der Geometrie, teils unter Berücksichtigung einer aufgabengemäßen Generalisierung. Dann muss die Geometrie kundengerecht aufbereitet und dargestellt werden, z. B. in Form von Plänen und Ansichten. Immer häufiger sind neben der Geometrie aber auch attributive Merkmale zu erfassen und deren räumliche Position ist zu bestimmen. Das können z. B. kunsthistorische Besonderheiten, archäologische Details, Wandbeschaffenheit, Bauschäden usw. sein. Schließlich gehen auf der Seite der Darstellung der Ergebnisse die Wünsche oft weit über die traditionelle zeichnerische Präsentation hinaus: Der Kunde wünscht eine aufwändige Visualisierung.
Drei sehr unterschiedliche Bereiche werden bei der Bauaufnahme tangiert:
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der Bau, das Monument an sich,
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die Messtechnik zur Aufnahme
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die vielfältigen Formen der Ergebnisdarstellung.
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Im Spannungsfeld dieser drei Bereiche bewegen sich Auftraggeber und Auftragnehmer.
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Der Auftraggeber sollte auf der Grundlage seiner Objektkenntnis genau wissen, was erfasst werden soll, in welcher Form das Resultat präsentiert wird oder was zukünftig mit den Daten geschieht.
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Der Geodät als Auftragnehmer muss frühzeitig klären, was den Auftraggeber interessiert, und wofür das Ergebnis letztlich gebraucht wird.
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Im Zentrum steht damit die Frage : Wozu wird das, was erfasst werden soll, weiter verwandt? - Gerade die Vielfalt der Objekte, der Situationen und der möglichen Resultatpräsentation macht die Verständigung zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer u. U. schwierig, aber umso notwendiger. Je qualifizierter die Anforderungen, desto mehr Einfühlungsvermögen in einen dem Vermessungsingenieur möglicherweise sehr fremden Bereich ist gefragt, mag es sich um Planung in bestehender Bausubstanz handeln, um Fragen der Statik oder um historisch und kunsthistorisch geprägte Sachverhalte.
Gerade vor dem Hintergrund einer realistischen Kostenkalkulation ist die differenzierte Verständigung bis ins Detail nötig. Was genau zu erfassen ist, bis zu welchem Detaillierungsgrad und für welches Resultat, ist im Pflichtenheft festzuhalten.
Die Organisation, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, weltweit die Distanz zwischen der "Technik", also Vermessungsleuten, Soft- und Hardwareherstellern auf der einen Seite und dem Anwender, dem, der die Ergebnisse der Vermessungen braucht, nämlich dem Architekten, Bauforscher, Planer oder Bewahrer des Kulturerbes auf der anderen Seite, zu verringern, ist die international tätige "CIPA" (International Committee for Architectural Photogrammetry) . Fachleute von beiden Seiten finden sich dort zusammen, seitens des Kulturerbes delegiert von ICOMOS (International Council on Monuments and Sites) unter dem Dach der UNESCO und seitens des technischen Know-Hows delegiert von der ISPRS (International Society of Photogrammetry and Remote Sensing) bzw. den entsprechenden nationalen Organisationen (s.
http://CIPA.icomos.org/
).
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